Machen kommt von machen. Strenger-Strategie zahlt sich aus.
Interview mit CEO Daniel Hannemann & CFO Julien Ahrens zur aktuellen Lage der Strenger Gruppe.
Mal ganz geradeheraus gefragt: Wie geht es Strenger derzeit? Wie kommt ihr durch die aktuelle Krise?
Daniel Hannemann: Es geht uns gut. Wir haben dieses Jahr bisher Wohnungen und Häuser für rund 100 Mio. Euro verkauft, der Verkaufsumsatz gibt unserem gewählten Kurs recht.
Welcher Kurs ist das?
Hannemann: Machen kommt von machen. Wir sind sehr fokussiert bei der innovativen Weiterentwicklung unserer Kernprodukte Baustolz und Strenger Bauen und Wohnen. Wir haben unsere Baustolz-Häuser fit für die Zukunft gemacht und als zertifiziert nachhaltige Häuser in EH 40 NH-Standard zur Serienreife gebracht, inklusive rundum aufgewerteter Ausstattung wie z.B. elektrischer Rollläden. Durch konsequente Optimierung mit unseren Partnern ist es uns gelungen, ohne Aufpreis gegenüber dem alten Produkt auszukommen. Bei Bauen und Wohnen haben wir Style & Design mit höchster Nachhaltigkeit in Einklang gebracht.
Julien Ahrens: In den letzten Jahren haben wir ein Höchstmaß an finanzieller Stabilität aufgebaut. Wir sind ein Familienunternehmen und denken in Generationen. In der Gesellschafterrunde gilt: Die Firma mit ihren Mitarbeitenden und Kunden steht an erster Stelle, die Familie steht im Zweifelsfall hinten an. Entsprechend konservativ wurden und werden Gewinne ausgeschüttet. Wir haben bewusst auf Wachstum und das eine oder andere Grundstück verzichtet und damit unsere Risikopositionen begrenzt, davon profitieren wir jetzt.
Wie habt ihr auf die veränderten Marktbedingungen seit der Zinswende reagiert?
Ahrens: Wir haben nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine sehr schnell reagiert und wichtige Großprojekte durchfinanziert und für unseren Eigenbestand in den Bau gegeben. Es hat sich bestätigt, dass der Mietmarkt hochattraktiv ist, bei Vermietungen erleben wir wahre Anstürme, teils mit über 100 Anfragen über Nacht. Dieses zusätzliche Standbein gibt uns Sicherheit. Auch beim Verkauf schauen wir optimistisch auf die Entwicklung der Nachfrage, in Deutschland fehlen 700.000 Wohnungen und es werden mehr. Neubauten zu schaffen ist entscheidend für die Lösung der Wohnungsnot, daher ist unsere Entscheidung durchzubauen genau richtig.
Hannemann: Insbesondere unsere Kostenführerschaft bei Baustolz erlaubt uns, diese mit unschlagbaren Preisen an unsere Kunden weiterzugeben. Bei Strenger Bauen und Wohnen sind gute Lagen und besondere Architektur weiter sehr gefragt. Deshalb sind wir als Firmengruppe auch in diesen Zeiten am Markt erfolgreich. Natürlich spüren wir die veränderten Marktbedingungen und haben einen Umsatzrückgang gegenüber der Boomzeit. Sie bedrohen uns aber nicht.
Die Bundesregierung hat beschlossen, den Energieeffizienz-Standard erstmal nicht weiter zu verschärfen. Was ist euer Blick darauf?
Hannemann: Der Stopp einer weiteren Verschärfung der Neubaustandards in dieser Legislaturperiode hilft unseren Kunden. Der KfW55-Standard ermöglicht bereits einen sehr geringen Energieverbrauch und damit geringe Nebenkosten für die Bewohner. Für uns gibt es aber kein Zurückdrehen in Sachen Nachhaltigkeit. Wir planen konsequent alle neuen Projekte im höchsten Energiestandard, dem einzigen Standard, der zu unschlagbaren KfW-Darlehen für unter 1 % Zinsen unabhängig von Einkommens- oder Vermögenssituation berechtigt. Auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Wirtschaft ist dieser Weg unumgänglich, die Lösungen auf dem Strenger-Weg dorthin entwickeln wir kontinuierlich weiter.
Ahrens: Wir haben antizyklisch in die entsprechenden Kompetenzen investiert und neue Partnerschaften in den Bereichen Holzbau, nachhaltige Energiesysteme und Zertifizierungen geschlossen, um nur einige Beispiele zu nennen. Durch intelligente Planung können wir Baukosten senken, die wir konsequent in den Wohnwert und die Nachhaltigkeit unserer Häuser und Wohnungen reinvestieren. Unsere Kunden bekommen so zum selben Preis ein rundum aufgewertetes Zuhause.
Kauft Strenger noch Grundstücke?
Ahrens: Ja, wenn Lage und Preis stimmen. Wir haben weiterhin die Möglichkeit zum Grundstückseinkauf und nutzen die aktuelle Marktlage hier ganz gezielt.
Hannemann: Bei uns stehen keinerlei Zeichen auf Stillstand. Wir sind stabil, nachhaltig und gehen zuversichtlich in die Zukunft. Alleine in diesem Jahr haben wir fünf Projekte an allen Standorten erfolgreich gestartet und bauen durch.
Fast täglich liest man über Insolvenzen in der Branche. Wie wird die Bauträgerlandschaft eurer Meinung nach in drei Jahren aussehen?
Hannemann: Meine Prognose: Mindestens ein Drittel der Marktteilnehmer wird verschwinden. Insbesondere kleine oder neue Spieler mit ungünstigen Kostenpositionen und dünner Kapitalbasis, mit Projekten in schlechten Lagen und geringem Innovationsgrad werden nicht am Markt bestehen. Dafür werden neue, eher industrielle Spieler mit neuem Blick auf die Wohnungswirtschaft auftauchen. Diese Marktbereinigung ist auf lange Sicht gut für die Kunden und eröffnet unternehmerische Chancen.
Wie lautet eure aktuelle Handlungsempfehlung?
Ahrens: Den Preis bestimmt der Markt. Das größte Risiko für Immobilienkäufer ist aktuell die Bonität und Stabilität des Bauträgers. Nichts ist sicherer als der Kauf einer im Bau befindlichen oder fast fertiggestellten Immobilie. Bei neuen Projekten sollten Sie auf die Eigenkapitalausstattung, die Finanzierungsstruktur und die Historie an realisierten Projekten achten. Am Ende des Tages kommt es auch beim Immobilienkauf auf das gute Gefühl an.